Lost Places – stimmungsvolle Orte zum Fotografieren
Wer kennt sie nicht, ehemalige Fabriken, Häuser, Ställe, Bunker, Bahnanlagen, Hotels, ganze Freizeitanlagen, Schulen und Kliniken – also Plätze und Orte, in denen einst das Leben pulsierte und die heute verlassen sind. Sie wurden einfach der nagenden Zeit des Verfalls überlassen und liegen nun unbewohnt, versteckt, überwuchert und oft auch zerstört. Doch gerade das Morbide macht den Reiz für viele Fotografen aus. Solch stimmungsvolle Ort strömen eine bestimmt Aura aus, die geradezu zum Fotografieren auffordern.
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Gebäude und Anwesen dieser Art bezeichnet man als Lost Places. Laut Wikipedia ist „der Ausdruck Lost Place ist ein Pseudoanglizismus und bedeutet sinngemäß ‚vergessener Ort‘. Im englischen Sprachgebrauch wird auch der Ausdruck „abandoned place“ oder off the map benutzt.“ Dabei interessiert den Fotografen die Stimmung, also die Aura, der Gebäude einzufangen, teilweise eine Zeitreise zu durchreisen oder auch den Verfall, die Vergänglichkeit, das Abblättern oder Rosten – also den Zahn der Zeit – zu dokumentieren.
Mit CEWE zum Lost Places Shooting
Im Februar hatte ich die Gelegenheit einen über die Grenzen bekannten Lost Place – eine ehemalige Lungenheilstätte bei Berlin – zu besuchen und zu fotografieren. Der Bilddienstleister CEWE veranstaltete ein exklusives Fotoshooting mit 24 Teilnehmern. (Link zum Blogartikel CEWE Workshop Lost Places).
Neben der Möglichkeit diese herrlichen Gebäude mit Erlaubnis betreten und fotografieren zu dürfen, hatte das CEWE-Team noch einige Überraschungen für die Teilnehmer organisiert., Beispielsweise gab es einen Einführung in das Lightpainting und der Langzeitbelichtung.
Zudem war in einem der Gebäude eine Inszenierung mit CEWE-Fotografin Alexandra Braun: CEWE- Trend-Scout Alexandra stellte sich als Krankenschwester ganz im Stil vergangener Zeiten als Model zur Verfügung. Denn die Location war eines der größten Krankenhauskomplexe der Region – eine Lungenheilstätte zur Behandlung von Tuberkulose. Einer der berühmteren Patienten war einst Adolf Hitler. Diese und weiter Details erfuhren wir in einer sehr interessanten Führung zur Geschichte des Komplexes. Das CEWE-Team baute in dem größeren Gymnastikraum ein interessantes Mode-Set mit Model und Blitzanlage auf. Die verlassene Umgebung wurde schnell mit einigen Möbeln zur attraktiven Bühne umgestaltet. CEWE-Fachleute – u.a. Pascal Mühlhausen und Profifotograf Robert Geipel zeigten, wie man beispielsweise nur durch den Einsatz eines gewöhnlichen Spiegels die Bildwirkung und den Gestaltungsbereich wesentlich erweitern kann.
Zwischendurch gab es dank Sylke Warning von CEWE auch reichlich Speis‘ und Trank sowie Gespräche und Networking mit den weiteren Teilnehmern. Diese waren eine bunte Mischung aus allen Gebieten Deutschlands und wir entdecken, fachsimpeln, tauschten unsere Erfahrungen aus fotografierten gemeinsam.
Festzustellen ist, dass wir absolutes Glück mit dem Wetter hatten, besser gesagt mit dem Licht, denn bei Fotografieren von verlorenen Orten reizt mich nicht nur die besondere „Schönheit“ des Verfalls, sondern oft auch das außergewöhnliche Licht, das an den diesen Orten häufig herrscht. Denn neben Lichtreflexionen sind auch Schatten einzelner Elemente ein interessantes kreatives Potenzial. Reizvollen Details, werden durch das fotografische Spiel mit Licht, Schatten und Formen und den Blick in vergangene Zeiten zu einem ästhetischen Gesamtgenuss. Oft würde ich gerne mehr über die ehemaligen Bewohner erfahren, den Architekten, der Putzfrau, der Krankenschwester. Vielleicht ist aber gerade das Besondere an diesen Objekten, dass die eigenen Fantasie angeregt wird mir in den einzelnen Zimmern individuelle Geschichten rund um Gebäude und Bewohner einfallen.
Die gestalterische Auseinandersetzung mit Lost Places lösen Gedanken über den Begriff Schönheit aus. Was ist Schönheit? Nur das Ganze, Korrekte und Schillernde? Oder auch die Dokumentation der Leere, Verlassenheit und dem einsetzenden Zerfall?
Sensibler Umgang mit Lost Places ist gefragt
Nun möchten bestimmt viele Leser wissen, wo denn der gewisse Ort, der Lost Place liegt? Kenner der Materie wissen bereits von welcher Location ich spreche. Da wir aber gebeten wurden, den Namen nicht so „laut“ und öffentlich preiszugeben, mache ich dies nun auch nicht. Der Grund hierfür sind purer Vandalismus und Zerstörungswut, dessen Ergebnisse ich auch sehen konnte.
Denn leider konnte ich auch beobachten, wie Besucher einfach Gegenstände – Originalzeitschriften aus den 20-iger Jahren – aus dem Gebäude entfernten. Die zwischen 1898 und 1930 errichteten Arbeiter-Lungenheilstätten mit 60 Gebäuden bilden eine der größten Krankenhausanlagen im Berliner Umland. Einst zur Erbauung ein hochmoderner Komplex ist dieser Ort heute noch immer ein gesamtarchitektonisches Denkmal, doch längst nicht vor Verfall geschützt. Normalerweise gibt es einen Kodex unter den Fotografen von Lost Places, welcher besagt: „Nimm nichts mit außer Fotos, und lasse nichts zurück außer Fußspuren!“ Das sollte eigentlich nicht extra gesagt werden, nachdem, was ich aber gesehen habe muss eigentlich es in GROSSBUCHSTABEN überall verbreitet werden: „Warum zerstört ihr solch schöne Gebäude?“! Auch sind bei unserem Shooting einige Gebäude und Räume nicht mehr begehbar, da Einsturzgefahr droht. Dies ist u.a. der Zerstörungswut zuzuschreiben, u.a. sind kaum noch Fenster in den Gebäuden erhalten, so das der Regen einfach sein weiteres tut, um geschichtlich bedeutende Gebäude zu zerstören.
Lost Places: Ungeliebt und dem Verfall ausgeliefert!
Mich ließ bei aller Faszination des morbiden Verfalls die Frage nicht los, warum solch einen Anlage nicht erhalten wird? Letztendlich bleibt das Gefühl: Schon traurig, wie manches Kulturerbe mitten in Deutschland verkommt und nicht erhalten wird.
Zum Schluss bleibt mir nur noch die geweckte Lust weitere spannende Lost Places zu erkunden sowie das Vergnügen, mit einer Auswahl der dort entstandenen Fotografien in ein CEWE Fotobuch zu kreieren. Das erste Konzept ist bereits fertig:-)
Tipps für Lost Places:
Geocatching Lost Plces Dos and Don’ts
Lost Places – Fotografie – Tipps
kwerfeldein: Die Faszination der Los Places
Liebe Pia, ein schöner Bericht und gleichzeitig eine gute Einführung für diejenigen, welche noch nichts mit Lost Places zu tun hatten. 🙂
Auch ich konnte vor einigen Jahren, damals noch mit meiner analogen Spiegelreflexkamera, mit einer kleinen Gruppe Fotografen dort auf dem Gelände Fotografieren. Damals konnte man sich noch direkt beim Besitzer / Verwalter anmelden, und im Tausch mit ein paar eigenen Aufnahmen des Ortes frei zum Fotografieren auf dem ganzen Gelände bewegen.
Gibt es denn noch ein paar weitere Fotos von Dir zu sehen, welche Du dort gemacht hast?
Liebe Grüße,
Jessica
Hallo Jessica, die Bilder sind noch in der Bearbeitung.
LG Pia
Hallo liebe Pia,
Deine Lost Places Fotos sind wunderschön, Respekt! Vielleicht interessiert Dich das hier auch: Kent School.
Der Eigentümer erlaubt jetzt Fototouren, was vorher nie möglich war. Kent School ist ziemlich bekannt, vor allem die Kirche. Nur so als Info für alle; Der Laden wird stark bewacht (!!) also kann ich nicht empfehlen da so einfach drauf zu gehen 😉
LG James